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Ich zeige unzensierte Bilder von Geburten. Hier ist auch Blut zu sehen. Wer empfindlich auf solche Inhalte reagiert, verlässt besser wieder diese Galerie 🙂
Seit der traumatischen Geburt meiner großen Tochter setze ich mich sehr für gute Geburten und Aufklärung ein. So war es meiner Freundin Silke und mir damals eine Herzensangelegenheit, die Geburtsfotos von ihr auf meiner Seite zu veröffentlichen. Einfach um Menschen zu erreichen und ein Umdenken in unserer Gesellschaft zu bewegen.
Man denkt als kleine Person kann man in dieser großen und schnellen Welt nichts verändern aber das stimmt nicht. Selbst wenn man nur einen Menschen erreicht, so hat sich doch all das Kämpfen gelohnt. Wenn man auch nur einer Mama und einem Kind den besten Start in die gemeinsame Zukunft gibt, den man bekommen kann.
Als meine Freundin mir erzählte, dass sie schwanger ist und dass sie gerne eine Hausgeburt möchte, war ich wirklich super glücklich. Aber als sie mir dann auch sagte, dass sie das nur wegen uns überhaupt in Erwägung gezogen hat, konnte ich mir die Freudentränen kaum mehr verkneifen. Ich bin stolz auf uns.
Ihr Umfeld war eher gegen eine Hausgeburt – wie die meisten, die sich mit dem Thema nie enger auseinander gesetzt haben. Freunde wandten sich teilweise von ihr ab. Und trotz all dem Widerstand aus ihrem direkten Umfeld hat sie an ihrem Vorhaben festgehalten.
An der Babyparty hatte ich ein sehr langes Gespräch mit ihrer Schwägerin, die auf der Neo-Intensiv arbeitet. Die Furcht sitzt tief. Sie hat einfach schon so viel von der negativen Seite mitbekommen. So viel, dass alles andere drumrum ausgeblendet wurde. Aber sie war sehr offen und hat sich sehr lange mit mir unterhalten und man hat auch gemerkt, dass ein kleiner Stein ins Rollen gekommen ist.
Jedenfalls plante sie ihre Hausgeburt, doch ihr Freund ist etwas zart beseitet was manche Dinge wie Körperausscheidungen angeht und wollte nicht bis zum Schluss dabei sein. Also bot ich mich an, sie auf ihrer Reise zu unterstützen – auch ohne Kamera. Sie nahm das Angebot freudig an und ich hoffte einfach sehr darauf, dass es zeitlich passen wird. Kurz vor der Geburt entschied sie sich doch für die fotografische Begleitung, um einfach noch mehr Menschen zu erreichen. Danke!
Am 9.3. rief sie mich an, es geht los. Ganz aufgeregt fuhr ich zu ihr. Zeitlich hätte es kein besserer Tag sein können. Wir hatten einen Termin zur U7 mit den Zwillingen, den ich sicherheitshalber dann doch verschoben habe, fuhr die Mädels in den Kindergarten und fuhr Richtung Bexbach. Ich hielt beim Bäcker, kaufte „Geburtstagskuchen“ und war kurze Zeit später auch schon mit der Hebamme Marina eingetroffen. Es war ein guter Start doch kaum stieg sie in den Geburtspool waren alle Wehen weg. Na hoppla!
Die Hebamme Marina verabschiedete sich nochmal und wir versuchten die Wehen nochmal in Gang zu bekommen. Gingen spazieren und quatschten viel. Die Wehen kamen zurück aber sehr unregelmäßig mit Abständen von 15 – 20 Minuten. Also machte ich mich auch nochmal am Mittag auf die Heimreise, sammelte die Kinder im Kindergarten ein und fuhr nach Hause in dem festen Glauben, dass es in der Nacht dann richtig losgehen werde.
Morgens wurde ich vom Wecker geweckt und war sehr erstaunt, dass ich keinen Anruf erhalten habe. Der kam dann aber auch schon 20 Minuten später. Jetzt geht es richtig los. Bereits am Telefon hörte ich ihr an, dass es diesmal in die heiße Phase geht. Die Wehen kommen in 5 Minuten Abständen. Ich bat meinen Mann die Kinder zum Kindergarten zu fahren und fuhr wieder nach Bexbach.
Ich traf kurz nach den zwei Hebammen ein. Ja zwei! Denn Marina De Solda und Makayla Conrad arbeiten Hand in Hand. Eine 2:1 Betreuung, wo gibt’s denn sowas? Einfach wundervoll! Die Nacht war schon sehr anstrengend aber sie hat sich vermutlich nicht getraut eher anzurufen, da sie uns am Vortag schon „umsonst“ gerufen hatte. Die Wehen kamen in knackigen Abständen und sie hatte alle Hand mit Veratmen zutun. Ihr wurde oft sehr schlecht und sie hatte ein wenig Hemmungen gegenüber ihrem Freund, daher schickte sie ihn nach einiger Zeit weg, damit sie sich mehr fallen lassen kann.
Nach einigen Stunden war sie schon ziemlich erschöpft. Der Muttermund war schon länger geöffnet, doch ein kleiner Saum hielt das Köpfchen noch davon ab tiefer zu rutschen. Dieser Saum hat noch einige Stunden gebraucht um zu verschwinden. In einer Phase, in der die Wehen nochmal größere Abstände bekamen, nutzte sie die Zeit und ging ins kalte dunkle Schlafzimmer. Sie hat deutlich signalisiert, dass sie Zeit für sich benötigt. Sie war etwa eine Stunde dort und konnte zwischen den Wehen nochmal kurz einschlafen und Kraft sammeln. In der Zeit gingen die zwei Hebammen Marina und Makayla eine runde Spazieren.
Dann ging es wieder sportlich weiter und sie war an einem Punkt angekommen, an dem sie verzweifelt war. Sie entwickelte Panik vor der nächsten Wehe, der Schmerz war einfach zu groß, sie war aus ihrem Flow draußen und wurde förmlich überrollt von den Wellen. Wut und Frust machte sich breit, sie schrie, weinte, tobte, schimpfte. „Jetzt komm endlich da raus!!!!!“
An dieser Stelle war ich überzeugt, dass vermutlich so gut wie jede Klinik schonmal OP-Besteck bereit gelegt hätte.
Die zwei Hebammen beruhigten sie, redeten auf sie ein, erdeten sie wieder und brachten sie zurück in ihre Geburtsblase. Anhand meiner Bilderwahl lässt sich glaub ich ganz gut erkenne, was für eine außerordentlich wichtige Rolle Hebammen spielen.
Ihr wurde wieder schlecht. Sie ging ins Badezimmer und das würde sie auch nicht mehr alleine verlassen. Sie hat ihren Geburtsort gefunden. Das Badezimmer, in dem sie einfach alles fallen lassen kann. An dem sie sich gehen lassen kann, ohne Angst, dass irgendwas schmutzig werden könnte. Ja! Auch sowas schafft Blockaden im Kopf! Denn man hat ihr im Wohnzimmer und Schlafzimmer angemerkt, dass sie ständig bedacht war, dass was unterliegt und nichts dreckig wird.
Die Hebammen feuerten sie so stark an und ich glaube, das hat sie wirklich gebraucht. Es ging voran und plötzlich konnte man das Köpfchen fühlen. Haare spitzten heraus. Marina schickte mich in die Badewanne, direkt hinter meine Freundin und so hatte ich freie Sicht darauf wie der Kopf geboren wurde. „Da guckt ein halber Mensch aus mir raus“. Selbst jetzt hat sie nicht ihren Humor verloren.
Ich kann euch gar nicht sagen was das für ein Gefühl war. Ich bin immernoch am heulen wenn ich nur daran denke. Ich bin total geflasht. Eine Wehe noch und dann war die Maus endlich geboren.
„Sie ist da!!! Oh mein Gott bist du schön!“.
Wir wechselten den Ort. Sie Ging wieder in den Pool um die Plazenta zu gebären. Schon stand auch der Papa da, der die ganzen Stunden vor der Haustür gewartet hatte.
„Schau sie dir an! Das ist deine Tochter! Schau sie dir an! Sie ist so wunderschön. Ach Gott Maus bist du so schön!“
Die Plazenta ließ ein wenig auf sich warten. Papa durfte die Nabelschnur abschneiden damit sie aus dem Wasser raus konnte, es war doch schon etwas zu kühl. Bald kam dann die Plazenta, Mama ging duschen und direkt ins Bett. Wir machten noch ein paar Plazenta-Fotos. Die stolzen Großeltern sagten noch kurz Hallo. Wir haben die kleine vermessen, gewogen und machten uns dann alle auf die Heimreise.
Wir waren an dem Tag 13 Stunden zusammen. Marina De Solda, Makayla Conrad, meine Freundin und ich. Wir sind zusammen durch die Geburt gegangen. Und es war fantastisch. Wir hatten so viel Spaß. Denn trotz der Schmerzen hat sich bis auf die eine Phase der Verzweiflung niemals die Stimmung verloren. Die Wohnung war gefüllt von Liebe, Vorfreude und Spaß. Und so wundert es mich nicht, dass Mina mit nur einem kurzen Schrei auf die Welt kam und dann glücklich und zufrieden ihre Familie kennenlernte.
Zwei Hebammen haben meine Freundin durchgehend begleitet und tatkräftig mit vollem Einsatz unterstützt. 13 Stunden lang. Welche sie nicht komplett bezahlt bekommen. Schon unfair unser System.
Ich hätte mir solche Frauen bei meiner ersten Geburt gewünscht, dann wäre sie garantiert nicht in einem Kaiserschnitt geendet. Aber ich bin so glücklich, dass ich andere Frauen erreiche und motiviere sich aufzuklären und nicht die selben Fehler zu machen.
So eine starke und selbstbestimmte Geburt wünsche ich allen Frauen da draußen. Bei der ersten Geburt schon. Und nicht erst nach einer traumatischen Klinikgeburt.
Es gibt einfach so unfassbar viel zu schreiben aber nun komme ich zu einem Ende.
Ich werde euch einzelne Farbbilder die kommende Zeit noch hochladen, denn ich finde die Bilder in Farbe ebenfalls wunderbar ergreifend.
Übrigens ist ihr Umfeld nun weitestgehend sehr positiv gegenüber Hausgeburten eingestellt. Sogar ihre Schwägerin möchte zukünftig auch eine Hausgeburt. Als mir das der Papa erzählte war ich wirklich aus den Socken.
Auch kleine Menschen, können Großes bewegen.
Ich bin stolz auf uns alle!
ich danke dir. Für dein Vertrauen und besonders für deine Stärke.
Du hast rund 60 Stunden Wehen durchlebt und bis zur letzten Minute gekämpft wie eine Löwin. Du hast bis zum Schluss gestanden! Du hast bis zuletzt noch Kniebeugen gemacht und nicht einmal nach Schmerzmittel gefragt! Du hast so sehr gelitten und dennoch nicht die Angst und den Schmerz siegen lassen sondern hast stets das Ziel vor Augen gehabt und deinen Humor nicht verloren.
Es war ein Privileg dabei zu sein. Ich bin dankbar für diese unfassbar emotionale Erfahrung und dankbar als erster Mensch in das wunderschöne Gesicht deiner Tochter geschaut zu haben. Ich bin beeindruckt und dieses Erlebnis hat mein Leben sehr bereichert
Eli wurde geboren
Achtung, das wird ein sehr langer und auch sehr persönlicher Text! Schon als ich damals mit meiner Tochter schwanger war, keimte in mir der Wunsch auf, einmal eine Geburt fotografisch zu begleiten. Was in Amerika schon fast Routine ist, ist hier in Deutschland leider noch überhaupt nicht angekommen, weswegen ich den Wunsch erstmal bei Seite schob. Ich habe mir damals nicht viele Gedanken über die Geburt meiner Tochter gemacht. Ich hatte keine Angst davor, schließlich haben es so viele vor mir auch geschafft, wieso ich also nicht?! Aus diesem Grund habe ich mich auch nicht wirklich mit den verschiedenen Abläufen und Möglichkeiten auseinandergesetzt. Für mich war es – wie für die meisten – ganz normal dafür ins Krankenhaus zu gehen.
Meine Schwangerschaft war schön, doch das Ende war leider nicht einfach. Durch extreme Wassereinlagerungen konnte ich weder schmerzfrei gehen, noch greifen. Daher war ich schnell dafür, als im Krankenhaus von Einleitung gesprochen wurde. Ich möchte auch gar nicht weiter ins Detail gehen, ich sage nur, dass meine Geburt das komplette Gegenteil von dem war, was ich mir gewünscht hätte. Nach 11 Stunden Wehen und einem Muttermund von 9 cm, ging es für mich leider doch unters Messer. Hauptsache dem Kind gehts gut. Ja, dem ging es prächtig und das ist das aller Wichtigste überhaupt. Doch in mir keimte die nächsten Monate immer und immer mehr das Gefühl des Versagens und endete in einer Wochenbettdepression. Der Wunsch, eine Geburt fotografisch zu begleiten, den hatte ich noch immer. Doch ich bin ganz ehrlich – ich wusste nicht wie ich gefühlstechnisch darauf reagieren werde. Doch jetzt mit einem größeren Abstand zu meinem Erlebnis, war ich bereit! und zwar mehr als das! Vor einiger Zeit habe ich Silke kennengelernt, als ich Tragemamas gesucht habe, die ich fotografieren darf. Wir blieben in Kontakt und haben seither oft miteinander gearbeitet und auch privat viel geschrieben. Als Silke mir sagte, dass ich bei ihrer nächsten Geburt dabei sein darf, habe ich mich riesig gefreut. Hier gehört schließlich auch eine große Portion Vertrauen dazu! Einen der schönsten Tage seines Lebens mit jemand anderem als der Familie zu teilen, das ist eine große Ehre.
Am Freitagmorgen schrieb mir Silke, dass sie denkt, dass sie mich im Laufe des Tages anrufen werde. Ich informierte meine Kunden, die ich an diesem Tag im Kalender stehen hatte darüber, dass ich evtl. ihren Termin absagen müsse und alle waren sehr verständnisvoll – DANKE! Unsere Tagesmama hatte zu, ich hab auf meine Tocher und ihren besten Freund aufgepasst, da seine Mama noch gearbeitet hat. Diese kam eine Stunde eher, damit ich los kann. Silke meinte noch, ich kann mir ruhig Zeit lassen aber ich wollte nichts riskieren – zum Glück! Gegen halb zwei bin ich bei Silke angekommen, die Stimmung war sehr schön. Entspannt, ruhig, fröhlich. Ich war super aufgeregt aber kam schnell an und ließ mich auf alles ein. Kurz nach mir kam auch schon die Hebamme an. Das dauert nicht mehr lange, war einer der ersten Sätze. Silke hat das noch nicht geglaubt aber es hat keine 10 Minuten gedauert, da ist die Fruchtblase geplatzt und die Presswehen kamen. Der Pool war noch gar nicht ganz mit Wasser befüllt aber viel Zeit blieb nicht mehr und Silke stieg hinein. 3 Presswehen hat es gedauert, um viertel nach zwei war das Baby schon da. Mir kamen sofort die Tränen – Freudentränen. Es war einfach so ein überwältigendes Gefühl. Unbeschreiblich! Noa, der große Bruder kam hinzu, er durfte als aller erstes schauen ob das Baby ein Mädchen oder ein Junge ist – was war er so stolz! Es ist ein Bruder! – das hat er sich gewünscht!
Eli, wurde mit offenen Armen und ganz viel Liebe in Empfang genommen. Auch die große Schwester ist unfassbar stolz! Mir hat diese Geburt sehr viel gegeben. Nicht nur eine Erweiterung meines Portfolios, es war emotional für mich sehr wertvoll. Die Geburt hat mir Kraft gegeben, mir Vertrauen geschenkt. Das Wissen, dass ich nicht versagt habe, sondern das System. Das Vertrauen in mich als Frau. Die Überzeugung, dass auch ich eine selbstbestimmte Geburt schaffen werde. Das nächste Kind kommt definitiv zuhause oder im Geburtshaus, so viel ist sicher (außer es gibt tatsächlich eine handfeste medizinische Indikation fürs Krankenhaus). Wir Frauen lassen uns viel zu sehr von allen Seiten beeinflussen, so sehr dass es für uns heute normal ist gar nicht mehr auf unser Gefühl, unsere Instinkte und unsere Natur zu vertrauen. Das fängt bei der Kinderplanung an, über Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit bis hin zur Erziehung. Silke, ich danke dir und deiner Familie von Herzen, dass ich dabei sein durfte. Dass du mir so viel mitgegeben hast. Für dein Vertrauen in mich und so viel mehr. Ich hoffe es war nicht die letzte Geburt, die ich begleiten durfte. Es ist ein Wunder – das größte überhaupt.